Christine Brunellas Bilder sind Einblicke einer intimen Begegnung mit Natur. Im Erstaunen über das Phänomen, die sichtbare Erscheinung der Natur, im Zusammenleben der Pflanzen und Tiere, in der Bewunderung der Schönheit natürlicher Daseinsformen und im eigenen Echo auf diese Wahrnehmung entwickelt sich eine resonante Zugehörigkeit, Angesprochensein und Mitschwingen. Wir dürfen uns Christine Brunella als Spaziergängerin vorstellen, die sich mit ihren Kräften verbindet und der Dystopie entgegnet.
Brunella arbeitet konsequent in schwarzer und weißer Tusche auf jeweils weißem oder schwarzem Bildträger. Das ganze Spiel in Schwarz und Weiß zu setzen, ist eine künstlerische Entscheidung, mit der die Künstlerin ihren Zeichnungen ein strenges Format gibt. Oder besser: ein klares Format, innerhalb dessen sie sich mit Freiheit bewegt, sich in aller Freiheit klare Regeln überlegt und kluge Materialexperimente anstellt. Sie umschließt ihre Zeichnungen in Tusche oder Acryl mit einer abschließenden Schicht in Kunstharz oder Schellack. Diese hat eine Schutzfunktion, erzeugt Tiefeim Bildraum und spiegelt zugleich den Betrachter, lässt ihn eintauchen in den Bildraum und verbindet ihn so mit dem Sujet.
Wir zeigen aktuell Werke der Reihen: „Dryaden“, mit Tusche gezeichnete Ginkhoblätter, jedes einzelne Blatt ein Kunstwerk an sich, sie stehen für die unermessliche Vielfalt des Lebens. Insbesondere die Zeichnungen der Reihe „Moribund“ erzählen von der Schönheit und Bedrohtheit des Waldes. Zu sehen sind auch Ihre „Poems“ und Landschaften.
Christine Brunella
Christine Brunella ist 1968 geboren und hat früh angefangen auf eine besondere Art und Weise zu sehen. Sie sieht, was Andere nicht sehen, oder nur Wenige. Sie ist Autodidaktin. Die Fähigkeiten, dieses (anders) Gesehene in Zeichnung umzusetzen und/oder Ihre Umgebung zu gestalten, hat sie sich selbst erarbeitet.
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Einzelausstellungen | |
2021 | BOK Galerie Offenbach (mit Hannah Schmider/Skulptur), Offenbach |
Arp Galerie (mit Hannah Schmider/Skulptur), Hanau | |
Galerie Stefanie Boos, Heidelberg | |
Gemeinschaftsausstellungen (Auswahl) | |
2021 | Maison d'Art, Paris |
2014-21 | "Open Studio Days", ATELIERFRANKFURT, Frankfurt am Main |
2019 | "im weitesten Sinne Papier", Galerie KUNST 2, Heidelberg |
Ein einzelnes Blatt auf dem Asphalt, ein raschelnder Spaziergang im herabgefallenem Herbstlaub im Wald. Im Sommer durch einen Lichtstrahl angeleuchtete Blätter an einem Busch als würde jemand mit einer sehr grossen Taschenlampe durch das dichte Blätterdach des Waldes hindurch leuchten. Dryaden sind in der griechischen Mytholgie Baumgeister. Diese zarten Begegnungen mit der Natur inmitten unseres geschäftigen Lebens, inmitten unserer eigenen Unnatürlichkeit sind leise Hinweise auf unser aller Zusammenleben. Das einzelne Blatt symbolisiert ein sichtbares Wunderwerk an Zusammenhängen, ist in seinem Aussehen ein Kunstwerk für sich und steht als Zeichen für die unermessliche Vielfalt des Lebens auf der Erde.
Moribund ist eine Begriff aus dem Medizinischen und bedeutet „im Sterben liegend“. Die Natur bietet uns seit unserer Kindheit die Gewissheit einer steten Wiederholung von Abfolgen. Die Geschichte lehrt uns, dass sich das Verhältnis des Menschen zur Natur, von einer den Menschen bedrohenden zu einer beherrschbaren Natur verändert hat. Der Mensch ist der Natur nur noch bedingt ausgesetzt. Jetzt erlebt die Menschheit einen bisher nie da gewesenen Wandel der bisherigen Sicherheit. Der Klimawandel ist nicht abstrakt, wir sehen die Folgen in unserer unmittelbaren Umwelt. Die Bäume leiden unter Trockenheit und Hitze, der Wald, wie wir ihn bisher kannten, beginnt zu sterben. Meine Bilder sind Momente einer kleinen, intimem Begegnungen mit der Natur, um festzuhalten, was ist.