Galerie und showroom 21
SKULPTUR AKTUELL präsentiert vier Positionen zur zeitgenössischen abstrakten Bildhauerei.NEW YEAR'S OPEN HOUSE
Donnerstag, 16. Januar 2025, ab 19 Uhrin Anwesenheit der Künstler*innenEs spricht Dr. Sabine HeiligARTLOVERS APÉRO
mittwochs, am 29. Januar, 05. Februar und 12. März 2025, jeweils 18 – 20 Uhr
Jörg Bach dekliniert in seinen Arbeiten die vielfältigen Variationen von Verschlingungen und Schichtungen. Ausgangspunkt seiner Formfindung sind oftmals Zeichnungen und Frottagen. So entstehen in sich geschwungene, kompakte, freistehende Stahlskulpturen und Wandarbeiten. Sein Repertoire geht dabei von Kleinformaten bis hin zu monumentalen Großskulpturen für den Außenbereich. Jörg Bachs Skulpturen sind multiperspektivisch angelegt. Es tun sich Räume und Durchblicke auf, für den Betrachter wird die Dreidimensionalität in ihrer Vollkommenheit erlebbar. Volumen, Vitalität und Dynamik sind die Charakteristika der räumlichen Objekte von Jörg Bach. In ihnen verarbeitet der Künstler Erlebtes, dabei geht es ihm letzendlich um den Weg der Selbstbehauptung und den Dialog im gesellschaftlichen Miteinander, um Gefühle und die eigene künstlerische Freiheit.
Das Unbekannte will entdeckt sein und vielleicht ist es die Aufgabe des Künstlers sich dem anzunähern, was er nicht ahnt. JÖRG BACH
Madeleine Dietz Das Bewahren und Behüten der Erde, Umschließen, Umfassen von Erdstücken, einem Schatz gleich, ist das Thema von Madeleine Dietz. Sie baut Tresore, freistehende Skulpturen und Wandarbeiten aus Walzstahl, um in ihnen Erde zu bewahren. Der Besitzer dieser Erde wird zu ihrem Hüter. In ihrem Werk treffen Erde, als organisches, scheinbar vergängliches Material und Stahl als gestaltetes scheinbar ewiges Material aufeinander.
Erde ist mein Material, ist mein Werkstoff, in unerschöpflicher Menge überall zu finden. Erde ist der Boden auf dem etwas wächst, der Boden auf dem etwas leben kann, fruchtbarer Boden. Die Erde ist für mich das Symbol von Werden und Vergehen. Die Erde ernährt uns, wir gehen in sie zurück. Kreislauf des Lebens, verbunden mit dem Nebeneinander von Leere und Fülle. Das menschliche Leben, das in seinem Schicksal oft unberechenbar ist, der unabänderliche irdische Tod, aber auch der Frage, was bleibt. MADELEINE DIETZ
Madeleine Dietz hat zuletzt 2024 in der Frauenkirche München die Intervention „Erde zu Erde …“ anlässlich des Aschermittwochs der Künstlerinnen und Künstler und als Impuls für die Fastenzeit durchgeführt. Warum sollte man sich Tage, Wochen oder gar Monate Zeit nehmen, um einen Steinblock zu meißeln und dabei den Schweiß, Staub und Lärm einer solchen Arbeit auf sich zu nehmen, wenn eine dreidimensionale Form digital oder im 3D Druck erstellt werden kann? Die Auseinandersetzung mit einer Materie wie Stein und Holz schafft eine Verbindung, die sich auch dem Betrachter erschließt. Stein- und Holzbildhauerei erfordern handwerkliches Geschick, Ausdauer und Konzentration. Die Bearbeitung eines Steins oder eines Holzstammes erfordern Zeit und Geduld und lassen tieferliegende Ebenen zum Vorschein kommen.
Dieter Kränzlein agiert in dieser Hinsicht antizyklisch zur immer schneller werdenden Lebensgeschwindigkeit. Seine Materialien sind norwegischer Marmor und Mooser Muschelkalk, aus denen er freistehende Skulpturen und Wandreliefs arbeitet. Er modelliert waghalsig mit dem Winkelschleifer reduzierte und klare Formen aus, die in ihrer Knappheit fein abgestimmt sind auf die dynamische Oberflächengestaltung der Werke. Kränzlein setzt Einschnitte auf der Außenseite des Steins, so dass sie den Eindruck statischer oder schwergewichtiger Dichte auflockern. Die Linienführung seiner geschliffenen Zeichnung gibt dem Stein Rhythmus und Bewegung. Seine Schraffuren erzeugen sowohl regelmäßige als auch unregelmäßige Gittermuster - filigrane Texturen, die der Natur entlehnt scheinen. In seinen neuesten Goldarbeiten bezieht sich Dieter Kränzlein auf ein Schlagwort Friedrich Nietzsches „Die Umwertung aller Werte“ wie auch auf einen Text von Boris Groys, der die Umwertung der Werte als allgemeine Form der Innovation sieht.
Die Innovation besteht nicht darin, dass etwas zum Vorschein kommt, was verborgen war, sondern darin, dass der Wert dessen, was man immer schon gesehen und gekannt hat, umgewertet wird. DIETER KRÄNZLEIN
Stephan Wurmer arbeitet im Einklang mit der Natur Holzskulpturen in Zeder, Pappel, Mooreiche und Zirbe. Sein künstlerischer Ansatz geht davon aus, dass der Baum ein lebendiges Wesen ist, so dass er „aus den Anregungen der Natur das macht, was es in der Natur nicht gibt, um mit den charakteristischen Eigenschaften des Materials neue Möglichkeiten, neue Wirklichkeiten zu erschließen.“ Gleichzeitig ist oftmals auch die Architektur impulsgebend. Diese Freiheit der Erfindung regt ihn zu immer neuen Gestaltungen an, die auf einer tiefen Kenntnis des Materials und Vorzeichnungen beruhen. Auch wenn seine Skulpturen mehrteilig erscheinen, ist es ein Grundprinzip Wurmers, einteilige Skulpturen zu arbeiten. Indem er auf Farbgestaltung und Feuerbehandlung verzichtet, läßt sich seine Bildhauerei in die Tradition der „ehrlichen“ Behandlung des Materials einordnen.
Durch schichtweises Abtragen von Material komme ich Stück für Stück meiner skulpturalen Idee und meiner Kernaussage näher und lasse diese zu konkreten, greifbaren Formen werden. Mit einfachen geometrischen Formationen entstehen extrem komplexe Formen, die dennoch von selbstverständlicher Leichtigkeit sind und sich über Gegensätze wie Öffnung und Begrenzung sowie zerbrechliche und exakte Oberflächen definieren. Dabei geht es mir immer um das Zusammenspiel der Form mit dem Raum, das Raumverhalten des Inneren nach außen und die Beziehung des Äußeren ins Innere der Werke. STEPHAN WURMER